Der Schauplatz einer Handlung prägt nicht nur die Atmosphäre einer Geschichte, sondern auch ihre Erzählstruktur. Seit einigen Wochen finden unsere Leben weitgehend als Kammerspiel statt und die soziale Interaktion hat sich auf den virtuellen Raum verlagert. In diesem Seminar wollen wir nun nach dem erzählerischen Potenzial von Räumen - auch jenseits der eigenen vier Wände - suchen. Anhand von literarischen Textbeispielen wollen wir uns anschauen, mit welchen Mitteln Raum erzählt wird und was wir mittels des Raumes erzählen können. Wir wollen untersuchen, über welche Verfahren reale Orte zu literarische Orten werden. Und wir wollen den Blick auf die architektonische Konstruktion von Texten lenken, auf das Gerüst, was sie zusammenhält und möglicherweise auch zu eigenen räumlichen Gebilden werden lässt. 

Das Seminar wird Lektüren und Materialien fürs Selbststudium mit virtuellen Treffen/Diskussionen nach Bedarf kombinieren. Zudem soll es auch Raum für eigene Texte der Seminarteilnehmer*innen geben. 

Kooperationsseminar mit der Universität Köln, Studiengang Gender und Queer Studies (GeStiK).

In akusmatischen Medien wie dem Radio sehen aktuelle Debatten um eine klangliche Handlungsmacht ein großes Potenzial für diskriminierungsfreie Räume. Aus Stimmen, deren körperliche Quelle wir nicht sehen, können wir nicht auf Hautfarben schließen; wir wissen nicht, welche Körperpräsentation sie wählt und mit welchen Handicaps sie umgeht. Soziolekte, Genderlekte, Akzente und Stimmlagen identifizieren wir aber durchaus. Intersektionale Medienanalysen einbeziehend, widmet sich das Seminar queeren und antirassistischen Radiosendungen seit 1976.


Michel Foucault (1926-1984) ist nicht nur einer der wichtigsten Theoretiker für das heterogene Bedeutungsfeld von queer, sondern auch für die Zusammenhänge von Seuchenbekämpfung und Regierungsweisen. Wir werden auch das diskutieren. Aber den Fokus werden wir darauf legen, mit Foucault zu verstehen, wie heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit historisch entstanden und grundlegend für eine bürgerliche und kapitalistische Gesellschaft geworden ist. Wir erfahren, warum im Christentum der Sex nicht unterdrückt, sondern permanent von ihm gesprochen wurde, und auf welche Weisen das bis heute das Verhältnis zu unseren Körpern, unseren Sexualitäten, unseren Subjektivierungen bestimmt. Foucault hat sich früh mit der Gewalt befasst, die der Zwang bedeutet, entweder als Frau oder als Mann festgelegt zu werden und wie Ärzte und Richter im 18. Jahrhundert damit begannen, Geschlechter zu bestimmen. Und er hat gezeigt, wie Heterosexualität die Grundlage von Bevölkerungspolitik und Konstruktionen von Weißsein verbunden ist. Das Ganze ging schon im 19. Jahrhundert nicht ohne Gesundheitspolitik – und hier sind wir bei der Seuchenbekämpfung.

Mit Foucault lässt sich verstehen, weshalb es wichtig ist, Identitäten radikal zu kritisieren und aufzubrechen, um zu einer queeren Lebensweise zu kommen, die weit über Sexualität und Geschlecht hinausgeht und in neuer Weise demokratisches Zusammenleben ausmachen kann.


Diffractive Readings. Conceptual Art and Feminism

Theory seminar main studies

Original time slot Mondays, between 11 A.M. and 1 P.M. After the first meeting we could communicate in small groups and be flexible.

Please write an email if you would like to join the seminar lilian.haberer@khm.de

Conceptual Art since in its first shaping in the 1960s used different ways of distributing and communicating. With its portable and mobile forms, and as a way of using concepts and ideas which could also be delivered in an email, these countercultural, international networks also operated outside the Art Gallery and the Market, as feminist Art Critic and curator of conceptual art exhibitions Lucy Lippard has emphasized. Its non-relational, linguistic, idea-based, often contradictious way of involving both the language and the visual experience was discussed extensively by art theorist Benjamin H.D. Buchloh by concentrating on male artists’ only. Interestingly, there were conceptual women artists from the very first period of conceptualism, as well, but as they had difficulties to enter institutions in general, their various approaches were not considered as from their male colleagues.

When Lucy Lippard curated her touring number show c. 5,700 in 1973 with sole women artists starting at CalArts, she as renowned theorist of arts’ dematerialization tendencies and curator was criticized by Journalist Caroline Tisdall, for the second rate quality and for creating “a ghetto” for women artists. But Tisdall was also exposed by theorist Griselda Pollock for art critique’s lack of acknowledgement of feminist issues. 

 

In the seminar we will look into various conceptual approaches since the late 1960s in global art till nowadays, discuss seminal texts by feminist artists and theorists, and will try out diffractive ways of reading and approaching conceptual tendencies.

With the diffraction term, I refer to Donna Haraway and Karen Barad’s concept of thinking the social and scientific together and acknowledging affective and repulsive aspects in reading, as well.

By approaching and interchanging with two exhibition projects I’m not a nice girl at K21 Dussedorf curated by Isabelle Malz and HERE AND NOW: Dynamic spaces. Contemporary And (an alternative Reading Room created by C& founders Julia Grosse and Yvette Mutumba from a diasporic African perspective) at Museum Ludwig with curator Romina Dümler we will work on collaborative formats of own texts, comments and responses.

The whole group will decide on the form our collaboration will have in the end.


Erster Termin 22.04.2020, 14-16h, Treffpunkt: 14h, hier in Moodle (wenn ihr da nicht könnt, könnt ihr trotzdem teilnehmen, wir werden großteils asynchron kommunizieren). Want to join, email me kaempf@khm.de


»How do you share your life with somebody?«, fragt das künstlich intelligente Betriebssystem Samantha in Spike Jonzes Science-Fiction-Drama Her den Protagonisten Theodore. Während Theodore der Maschine lediglich beschreiben kann, wie seine letzte romantische Zweierbeziehung im Laufe der Jahre scheiterte, gibt es in den Technowissenschaften durchaus Überlegungen zur gelingenden Gestaltung der Sozialität mit Maschinen. Allerdings werden hier nach wie vor häufiger »Matters of Care« (Maria Puig de la Bellacasa) übersehen oder primär als an Maschinen zu delegierende reproduktive Aufgaben gedacht. In (queer)feministischer Theorie hingegen existieren ausgefeilte Überlegungen zu Sorge, wie diese aber in Umwelten, die wir auch mit technologischen Artefakten teilen, produktiv gemacht werden können, bleibt oft unthematisiert.

Wir werden mit Hilfe von Texten aus den feministischen Science & Technology Studies und (queer)feministischen Positionen zur Care-Debatte überlegen, wie sich ein Konzept von Sorge entwickeln lassen könnte, das diesen mit anderen geteilten Technökologien gerecht werden kann. Lassen sich, wie Cornelia Sollfrank kürzlich forderte, beispielsweise Mensch-Maschine-Verbindungen erdenken, die »auf Beziehungen der Sorge beruhen«?

(deutsch & english)