Vor der Entstehung eines Schreibvorhabens steht womöglich eine Beobachtung, eine Idee, ein Spracheinfall aus dem in einem nächsten Schritt eine Notiz, eine Skizze, vielleicht sogar eine Szene oder ein Gedicht werden kann. Doch wie wird Welt in Text umgewandelt und Text wiederum zu Literatur? Welche Funktion haben einzelne Sätze und Wörter dabei? Wie können wir schreibend durch die Welt gehen und was interessiert uns als Schreibende daran? Sollte man im Prozess des Notierens an literarische Kohärenz denken? Ist eine Notiz schon eine gestaltete Form? Welche Formen Beobachtetes und Gestaltetes Textmaterial zu sammeln und festzuhalten gibt es? Steckt in ihnen womöglich eine ganz eigene Poesie? Und lassen sich Regeln erkennen, nach denen sie funktionieren? Ausgehend von Beispielen aus Literaturgeschichte und -gegenwart und anhand von kleineren und größeren Schreibaufgaben werden wir uns im Seminar diesen Fragen stellen und dabei die eigene Wahrnehmung schulen und kennenlernen.

In diesem Kolloquium stehen die Texte der Seminarteilnehmer*innen im Vordergrund, die wir lesen und diskutieren wollen, seien es Auszüge aus Romanprojekten, Erzählungen oder Kurzgeschichten, auch Essays, Drehbücher, lyrische Arbeiten und gattungsübergreifende Textformen sind willkommen. Gewisse Fragen stellen sich im Schreibprozess immer wieder: Wie entwickle ich glaubhafte Figuren? Habe ich mich für die richtige Perspektive entschieden? Wie lasse ich Zeit vergehen? Wie kommen meine Figuren von A nach B? Wie schreibe ich einen guten Dialog? Wie gehe ich bei der Recherche vor? Was unterscheidet die erlebte Rede von der indirekten Rede? Trägt die Sprache? Stimmen die Bilder? Habe ich zu wenig, habe ich zu viel gesagt? Diese und andere Fragen wollen wir im Seminar stellen und gemeinsam Antworten finden.

Wer Literatur schreibt, kommt nicht drum herum, auch darüber zu sprechen. Sei es in Seminaren, Lektoratsgesprächen oder Interviews, als Teil einer Jury, als Herausgeber*in, Kurator*in oder Moderator*in. Um gut schreiben zu können, muss man nicht zwangsweise auch gut über Literatur sprechen können. Doch das Sprechen über Literatur geht einher mit dem Nachdenken über Literatur und fördert das Herausbilden einer eigenen Poetik. Das Seminar besteht aus zwei Teilen: Zum Einen werden wir uns theoretisch mit Gesprächen über Literatur auseinandersetzen. Dafür analysieren wir Jurydiskussionen beim Bachmann-Preis, Interviews und Werkstattgespräche und ergründen, wie ein öffentliches Verständnis von (guter) Literatur hergestellt wird. Außerdem setzen wir uns mit dem Format des Podcasts auseinander. Welche Formen gibt es? Was funktioniert und was nicht? In einem zweiten, praktischen Teil führen wir selbst Gespräche über Literatur mit Autor*innen und erlernen die technischen Voraussetzungen, die es braucht, um einen Literaturpodcast umzusetzen.

Transferring artistic practice into the exhibition space not only enables an aesthetic spatial experience. Rather, artists operate with displays and spaces of projection in order to irritate ways of seeing and looking, to make time and space experiences as non-linear movements also tactilely experienceable. The seminar will focus on installative and moving image-oriented interventions in the exhibition space that address and transform images, spatiotemporal experiences in a geopoetic way, such as Isaac Julien's or Bouchra Khalilis' multi-channel installations, Zadie Xas', Michaela Melián's or the Raqs Media Collective's installations.

Geopoetic practices and procedures have been reflected primarily in literature since the 1970s, especially in the exploration of linguistic and geographical edges and spatially mapping movements. Poetics can thereby be understood beyond their aesthetic and linguistic dimensions as forms of “coming together”, of becoming communal (Kerry Banazek). In art, however, not only since documenta 11 have they been a significant part of the engagement with transitory, nomadic, diasporic movements and poetics, with themes of Third Space (Bhabha), constantly in process as alternative and nomadic-subjective spaces (Braidotti). Edouard Glissant describes this poetic as relational, radiant, multiplicity, differential force. In the seminar we will discuss time- and geopoetic texts and artistic translations into the exhibition space, go in search of artistic examples and engage in a workshop with Isaac Julien's exhibition at K21. A reader and reading list will be provided in the seminar. As texts, we will develop a short exhibition reflection and a free essay on a topic of your own choice in the context of the seminar.

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Künstlerische Praxis in den Ausstellungsraum zu transferieren, ermöglicht nicht nur eine ästhetische Raumerfahrung. Vielmehr operieren Künstler*innen mit Displays und Projektionsräumen, um Sicht- und Blickweisen zu irritieren, Zeit- und Raumerfahrungen als non-lineare Bewegungen auch taktil erfahrbar werden zu lassen. Dabei stehen im Seminar installative und bewegtbildorientierte Interventionen in den Ausstellungsraum im Fokus, die in geopoetischer Weise Bilder, raumzeitliche Erfahrungen adressieren und transformieren, wie die Mehrkanalinstallationen Isaac Juliens oder Bouchra Khalilis, die Installationen Zadie Xas, Michaela Meliáns oder des Raqs Media Collectives.

Geopoetische Praktiken und Verfahren wurden seit den 1970ern vor allem literarisch reflektiert, insbesondere in der Auseinandersetzung mit sprachlichen und geografischen Rändern und raumkartierenden Bewegungen. Poetiken können dabei über ihre ästhetische und sprachliche Dimension hinaus auch als Formen des Zusammenkommens, des gemeinschaftlichen Werdens verstanden werden (Kerry Banazek). In der Kunst sind sie jedoch nicht erst seit der documenta 11 maßgeblich Teil der Auseinandersetzung mit transitorischen, nomadischen, diasporischen Bewegungen und Poetiken, mit Thematiken des Third Space (Bhabha), beständig im Prozess als alternative und nomadisch-subjektive Räume (Braidotti). Edouard Glissant beschreibt diese poetische als relationale, (aus)strahlende, multiple, differente Kraft. Im Seminar diskutieren wir zeit- und geopoetische Texte und künstlerische Übersetzungen in den Ausstellungsraum, machen uns auf Suche nach künstlerischen Beispielen und setzen uns in einem Workshop mit Isaac Juliens Ausstellung im K21auseinenader. Ein Reader und eine Literaturliste sind Teil des Seminars. Als Texte erarbeiten wir eine kurze Ausstellungsreflexion und einen freien Essay zu einem selbstgewählten Thema im Rahmen des Seminars.